Wie sinnvoll war mein Englischunterricht?

Veröffentlicht in: Allgemein | 0

Hallo ihr Lieben,

heute gibts mal einen etwas anderen Artikel.
Heutiges Thema: Wie gut hat mich mein Englischunterricht auf Neuseeland vorbereitet?
Außerdem werde ich euch mal erzählen, warum einen die neuseeländischen Wasserhähne nicht selten ziemlich auf die Palme bringen können.

Fangen wir mit den Wasserhähnen an. Denn das wollte ich eigentlich schon länger mal schreiben, weil es einen doch immer wieder begegnet.
Wer schon einmal selber ein Waschbecken oder Spüle angeschlossen hat wird wissen, dass es getrennte Anschlüsse für warmes und kaltes Wasser gibt. Diese werden dann (normalerweise!) im Wasserhahn zusammengeführt, sodass die Temperatur durch Drehen des Wasserhahnes manuell verändert werden kann.
Tja hier in Neuseeland ist dem nicht so. Also natürlich gibts auch Ausnahmen, also Hostels und Familien, die „normale“ Wasserhähne haben. Aber oftmals gibt es am Waschbecken zwei verschiedene Wasserhähne. Einer rechts mit dem eiskalten und einer links mit dem kochend heißen Wasser.
Wie um alles in der Welt soll ich mir denn so ordentlich die Hände waschen??? Beide aufdrehen und ganz schnell hin und her wechseln? Also das ist nicht sehr clever durchdacht… Denn der heiße ist vieeeeel zu heiß. Sodass man ihn auch weglassen könnte. Man benutzt ja eh nur den kalten… Also das ist mir bis heute schleierhaft, warum es die Aufteilung mit zwei verschiedene Wasserhähnen gibt. Einen Sinn habe ich jedenfalls noch nicht entdeckt…
Wenn es wenigstens einen Stöpsel gebe, dann könnte man das Wasser im Becken mischen…

Sooo kommen wir nun zum eigentlichen Thema hier. Mein Englischunterricht in der Schule. Zunächst muss ich natürlich dazusagen, dass mein Englischunterricht in der fünften Klasse mit seeehr wenigen Vokabeln begann und eigentlich ab der siebten Klasse erst so richtig losging. Heutzutage wird da ja schon in der ersten Klasse begonnen.
Dennoch war eines der größten Kriterien, die ich an meinen Englischunterricht immer hatte, dass viel zu wenig gesprochen wird und vieeel zu viel nur auf Grammatik und Vokabeln gegangen wird. Dieser Meinung bin ich heute, nach über 200 Tagen in einem englischsprachigen Land, nicht mehr. Warum ich meine Meinung geändert habe, werde ich nun versuchen zu erklären.
Dabei muss ich natürlich zugeben, dass ich Englisch nie leiden konnte. Seit dem Beginn des Sprachenunterrichts habe ich mich eigentlich nie wirklich für das Lernen einer anderen Sprachen begeistern können, war in meinen Augen damals auch absolut unnötig. Deutsch reicht doch!
Daher habe ich mich eher mühsam als leicht durch den Englischunterricht gequält und war froh, nach 13 Jahren Schule dieses Fach hinter mir zu haben. Ich beendete das Abi mit der wahnwitzigen Vorstellung, nun bräuchte
ich das Wissen aus dem Unterricht nicht mehr. Damals war ich der festen Überzeugung, dass der Englischunterricht viel zu theoretisch und viel zu wenig angewandt ist.
Kaum mal eine Stunde, in der ich einen ordentlichen englischen Satz gesagt habe, geschweige das ich mal ein Gespräch geführt hätte. Stattdessen unregelmäßige Verben runterpredigen, mit Vokabeltests die Zeugnisnote retten oder Zeitformen korrekt erkennen und bilden können.
Dann begann mein Studium in Mathematik und ich merkte mit zunehmender Semesterzahl, dass Englisch die Grundsprache der Mathematik ist. Natürlich würde ich behaupten, ein englisches Buch über Mathematik lässt sich leichter übersetzen als eines über Geschichte oder so, sind doch die Zahlen und Formeln die gleichen. Dennoch sind die Bücher auf Englisch, nur wenige auf Deutsch. Als ich dann auch noch eine komplette Vorlesung in Englisch absolvieren musste, merkte ich, wie schlecht mein Englisch war und wie wenig ich das Wissen aus der Schule anwenden konnte. War der Unterricht also völlig sinnlos gewesen?
Wie ihr wisst habe ich dann beschlossen, nach dem Bachelor für ein Jahr in ein englischsprachiges Land zu reisen, um ein Verständis, ein Gefühl und ein Gehör für die englische Sprache zu entwickeln. Um drei Jahre nach dem letzten Englischunterricht nicht komplett zu versagen, hatte ich im Vorfeld der Reise nochmal ein paar englische grammatikalische Grundlagen wiederholt. So vorbereitet startete ich also meine Reise und bin seitdem sehr vielen Backpackern begegnet, die aus anderen Ländern und Regionen der Welt und entsprechend mit einer anderen englischen Ausbildung daherkommen. Mittlerweile spreche ich mit fast allen nur noch Englisch (also auch mit den meisten Deutschen, die es ja hier wie Sand am Meer gibt) und würde behaupten, meine englische Sprache auf ein verständliches Niveau gebracht zu haben. Und nun der Grund für meine Meinungsänderung:
Ich habe gemerkt, umso länger und öfter ich spreche, umso mehr Erinnerungen kommen aus dem früheren Unterricht hoch und helfen mir, die Sätze immer stabiler und schneller zu bilden.
Denn was lernst du hier? Was machst du hier? Sprechen, Anwenden, Ausprobieren, mit den Wörtern experimentieren. Also all das, was ich in meinem Unterricht vermisst habe.
Doch was lerne ich hier nicht? Grammatik! Zeitformen! Vokabeln! Wobei man sich natürlich viele neue Wörter aneignet, doch vieles kann man sich leichter merken, wenn man sie irgendwann schon einmal lernen musste. Und nur die Wenigsten korrigieren dich, wenn du einen Fehler machst. Benutzt du also eine Zeitform falsch, dann weiß trotzdem jeder was du meinst und das Gespräch geht normal weiter. So aber wendest du den selben Fehler immer und immer wieder an, ohne eine Chance auf Verbesserung. Eine gute grammatikalische Basis ist also viel wert, um deine Sprache zu verbessern.
Besonders gemerkt habe ich es im Hostel in Hastings bei den Kollegen aus Chile. Du kannst so viel Englisch sprechen wie du willst, aber wenn du nicht weißt, wie du Zeitformen richtig bildest oder einen Satz grammatikalisch richtig formulierst, dann wird deine Sprache immer auf einem beschränkten und fehlerhaften Niveau bleiben.
So und genau deshalb bin ich nicht mehr der Meinung, man sollte im Englischunterricht mehr reden und weniger auf die Grammatik und Theorie eingehen. Denn das Leben nach der Schule bietet dir genug Übungsmöglichkeit! Eine solide und umfangreiche theoretische Ausbildung ist hier jedoch Gold wert!
Wie heißt es so schön: Praxis bekommt man am besten in: der Praxis!

Und damit euch einen schönen Abend,
euer Arvid

PS: Meine Einschätzung bezieht sich natürlich auf meinen eigenen Englischunterricht. Ich habe keine Ahnung wie der heutige Lehrplan aussieht und kann daher auch nicht beurteilen, ob heutzutage zu viel oder zu wenig Grammatik gelehrt wird.