Hallo ihr Lieben,
heute soll es einen Beitrag über Kaikoura geben. Und da gibt es viiiel zu erzählen, war ja schließlich auch fast zwei Wochen da gewesen und hab echt so einiges erlebt. Hab jetzt aber keine Lust irgendwas zu kürzen, sondern bleibe meinem Erzählstil treu. Ist ja schließlich keine Reisezusammenfassung, sondern ein Online-Tagebuch 😉
Alles fing damit an, dass wir (also Marie und ich) am Donnerstag (21.05.) mit dem Straybus in Kaikoura ankamen. Wieder wurden tolle Aktivitäten angeboten. So konnte man zum Beispiel Wale anschauen gehen (wofür Kaikoura berühmt ist). Oder mit Delfinen schwimmen. Doch erstens waren die ganzen Sachen wieder viel zu überzogen teuer und zweitens haben mich die Sachen zwar gereizt, aber bei den Preisen nicht genug. Also blieb ich bei den kostenlosen Aktivitäten (diesmal sogar als Einziger tz tz tz), und zwar eine kleine Wanderung zu einer Seerobbenkolonie. Auch hier in Kaikoura gibts nämlich ziiemlich viele Seerobben. Tja daher hab ich jetzt auch ganz viele Fotos von Seerobben. Am Anfang, als ich an der Westküste zum ersten Mal Seerobben in ihrer freien Wildbahn gesehen habe, fand ich das voll krass, aber so langsam hat man sich daran gewöhnt, dass an jeder zweiten Küste Seerobben liegen, irgendwann ist das dann auch nicht mehr gaaanz so spektakulär.








Aber die Wanderung war sehr angenehm und es gab einige tolle Blicke auf das Panorama Kaikouras. Diese Stadt hat zwar gerade mal 3000 Einwohner, doch sie liegt am Meer und hat eine wahnsinns Bergkulisse hinter sich. Mehr braucht es nicht um gut auszusehen 🙂


Abends haben wir mal die dorfeigenen Burger ausprobiert und uns trotz Kälte (ist ja Winter wa :D) an den Strand gesetzt, der hier aber auch wieder mehr aus Steinen als aus Sand besteht. Wobei ja Sand auch kleine Steine sind. Na ihr wisst was ich meine 😉
Außerdem hab ich mit Marie noch die Nicole in ihrem Hostel besucht, die hier seit einiger Zeit arbeitet. Damit waren 3/5 des Dunedin-Trips schon wieder zusammen 😀
Am Freitag fuhr der Straybus samt Marie auch schon weiter, doch für mich sollte es ja mit Kaikoura noch weitergehen. Allerdings gibt es hier eine Hauptattraktion, die kostenlos ist.
Ja höre und staune, kostenlos. Nämlich etwas außerhalb der Stadt gibt es einen Wasserfall, in derem Becken, geschützt im Wald, kleine süße Babyrobben aufwachsen. Der Besitzer dieses Geländes hat den Eintritt freigegeben und für alle Besucher geöffnet. Allerdings hat sich der sogenannte Geheimtipp mittlerweile überall herumgesprochen, sodass es wohl nur noch eine Frage der Zeit ist, wann der freie Zugang gesperrt wird, um die Besucherzahlen geringer zu halten. Naja auf jeden Fall fuhr der Straybus da am Morgen lang und deshalb hab ich mich da einfach mal mitnehmen lassen, mir die Babyrobben angeschaut und bin die Strecke wieder
zurückgetrampt. Was gar nicht mal so kurz gedauert hat, weil lange Zeit irgendwie keiner Lust hatte, mich mitzunehmen. Wenigstens hab ich während der Wartezeit am Straßenrand ein 2$-Stück gefunden. Man da hab ich ja nicht nur nichts für die Besichtigung ausgegeben, sondern im Gegenteil sogar was verdient. Sollte ich vielleicht öfters machen 😀





Später war ich mit Nicole noch auf nem Lookout, hab bissl Sonnenuntergang gesehen und hatte dann einen lustigen Abend mit Lea, die ihr ja schon aus Hastings kennt.

Eigentlich wollte ich ja hier in Kaikoura wwoofen, doch der Wwoofingplatz begann erst am Sonntag, sodass ich auch den Samstag noch komplett frei hatte. Hab dann die Zeit genutzt, Kaikouras Highlight Platz 2 auszuprobieren. Nämlich den Peninsula Walk. Der sozusagen einmal um die Halbinsel herumführt, an die sich Kaikoura schmiegt. War eine gemütliche 3-4Stunden Wanderung in der Mittagssonne, mit tollen Blicken über das weite offene Meer.







Abends dann nochmal die Chance genutzt und Lea getroffen (die dann nach Blenheim weitergereist ist), sowie noch später mit Nicole und ihren Freunden das Nachtleben von Kaikoura unter die Lupe genommen ;-). Nicht zu vergessen Pancakeessen morgens um 2Uhr. Legendär 😀


Sonntag (24.05.) war es dann soweit, nach einem relaxten Tag in der Stadt holte mich die Familie am Abend ab, bei der ich die nächste Woche wwoofen sollte. Zu meiner positiven Überraschung stellte ich fest, dass es sich um eine maorische Familie handelte. Hatte ich mir doch am Anfang meiner Neuseelandzeit mal gedacht, dass es cool wäre bei Maoris zu wwoofen und nicht immer nur bei den weißen Kiwis, hatte ich den Plan schnell vergessen, vor allem weil eigentlich keine Maoris auf der Wwoofingplattform zu finden sind. Zumindest hab ich bisher keine gesehen und auch bei dieser Familie stand zwar was von Maori im Profil, aber so richtig ernst hatte ich das nicht genommen. Naja gut für mich 😀
Die Familie besteht aus Mutter Celeste, Tochter Manaia (10 Jahre, der Name gehört jetzt zu meiner geheimen Favoritenliste, wie ich meine eigene Tochter nennen werde 😉 ) und Sohn Ashar (7 Jahre). Der Vater kommt später noch ins Spiel 😉
Mein Wwoofingalltag war eigentlich recht entspannt. Ich wusste ja vorher, dass ich eine Art nanny sein werde, also auf die Kinder aufpassen und bissl Hausarbeit machen.
Am ersten Tag, den Montag, hab ich entsprechend die Küche auf Vordermann gebracht und draußen Holz für den Kamin gehakt. Schon witzig wenn der gesamte Familienabwasch vor dir steht und nicht mal die Hälfte von dem ist, was du aus deiner Jugendzeit kennst, als man jeden Tag bergeweise Geschirr abgespült hat 😀 haha ne so oft musste ich das gar nicht machen. Eigentlich hätten wir uns damals auch nen Wwoofer holen sollen. Oder meine Eltern holen sich jetzt einen, genug Platz ist ja da (kein Witz, über wwoof.de kann man das auch in Deutschland machen 😉 ). Wobei sich da wohl eher Helpexchange anbietet, da wwoofen ja streng genommen in der Landwirtschaft ist.
Dann kamen die Kinder gegen drei von der Schule und die eigentlich wichtige Aufgabe begann. Denn wirklich viel zu tun gab es in dem Haushalt nicht, doch da die Mutter erst nach fünf von der Arbeit kam, war schon die reine Tatsache, dass jemand zuhause war und sie keinen Aufenthalt für die Kinder organisieren musste, eine große Erleichterung für sie. Hab die Kinder etwa eineinhalb Stunden spielen lassen, dann gings an die Hausaufgaben, vor allem Lesen und Schreiben. Auf dem Nivau kann ich denen ja noch grad so was beibringen mit meinem Englisch. Im Gegenzug hab ich dann abends etwas Maorisch gelernt, wenn es mit der Mutter ans Maorisch Lernen ging.
Die Schule beginnt hier übrigens erst um 9 Uhr, was das Aufstehen am Morgen doch recht entspannt gestaltet. Nur etwas wärmer hätte es schon sein können, aber das ist eben der Nachteil, wenn man mit Holz im Kamin heizt. Morgens ist es eben kalt. Dazu kommt noch, dass die Wärme nur selten den Weg vom geheizten Wohnzimmer in mein Zimmer fand. Dafür hatte ich aber mega gute Decken, sodass mir in Sekunden warm war, wenn ich ins Bett stieg. Was nicht gerade zu einem schnellen Aufstehen beigetragen hat 😀
Die nächsten Tage verliefen dann eigentlich ähnlich. Holz haken, Küche sauber machen, auf die Kinder aufpassen.

Abends gabs auch mal ein TT-Match. Denn wie gefühlt jede neuseeländische Familie hatte auch diese hier einen eigenen TT-Tisch. Sehr sympathisch!
In meiner Freizeit war ich öfters draußen unterwegs, zum Einen um die Landschaft zu erkunden und die frische Luft zu genießen, zum Anderen musste ich mich ja auch mal ein bisschen auf meine größere Wanderung vorbereiten, die zwei Wochen später stattfinden sollte.
So hab ich die Stadt als Jogger unsicher gemacht oder war wandern. Hab ich mir zum Beispiel am Donnerstag das Auto der Familie geschnappt (Wurde mir angeboten, also die wussten schon Bescheid 😉 ) und bin zu zwei verschiedenen kleineren Tracks gefahren. Hier gibts nämlich einige Tracks in der Umgebung, die zwar nur 15-20 Kilometer weg sind, doch zu Fuß ist solch eine Entfernung viel zu weit, um einen Tagesausflug zu machen. Die Tracks nannten sich Hinau-Track und Fyffe-Palmer-Track, aber das sagt euch natürlich nix 😀




Abends hab ich dann sogar richtig Tischtennis gespielt, also im Verein. Wobei eigentlich gab es nur eine Platte. Und es wurde nur doppel gespielt, weil 6 Leute da waren. Und der Jüngste von denen war 64 (der Älteste 87). Also Tischtennis auf gaaanz hohem Niveau. Aber es war mega lustig und die Herren haben einfach Spaß gemacht. Das ist ja auch irgendwo der Sinn einer solchen Sportart, dass es die Leute aller Generationen zusammenbringt und einfach Spaß macht!
Mir ist übrigens etwas aufgefallen in Neuseeland. Alle grüßen dich auf der Straße (ok fast alle), fragen dich sogar wie es geht, also als Begrüßungsfloskel sozusagen.
Doch trotz der Höflichkeit, haben sie wohl den deutschen Knigge nicht gelesen. Jedenfalls kommt beim Niesen niemand auf die Idee (ok fast niemand 😀 ), dir Gesundheit zu wünschen. Naja in Deutschland soll sich das ja angeblich auch geändert haben, aber es hält sich ja keiner dran.
Am Samstag gab es dann einen Familientag. Der Vater lebt zwar nicht mit der Familie zusammen, verbringt aber an den Wochenenden viel Zeit mit ihnen. Der Tag fing erstmal damit an, dass ich mit dem Vater auf seinem Boot raus aufs Meer gefahren bin, um Crayfish zu fangen. Also nicht wirklich fangen, sondern eher die im Meer plazierten Fallen kontrollieren. Und siehe da, die eine Falle hatte zugeschnappt und so landete ein verdutzt dreinblickender Crayfish in unserem Boot. Tja die Crayfish haben halt keine Chance. Werden einfach weggeputzt 😀 (kleiner Insider an meinen jüngeren Bruder).

Dann ging es auf nach Blenheim, wo Ashar ein Rugby-Spiel hatte. In der Altersklasse Unter-8-Jahren war es trotz des Alters schon wie ein richtiges Rugby-Spiel. Sie kämpften als Team mit Taktik (zumindest ein bisschen), mussten sich dann aber gegen die stärkeren Jungs aus Blenheim geschlagen geben.


Ihr könnt euch aber sicher vorstellen, was ich für Augen gemacht habe, als Ashar mit den Bayernfarben und der Rückennummer 11 vor mir stand. Also was für ein Zufall 😀
Der tolle Familienausflug wurde dann noch mit einem Chickennuggetessen bei der Schwester des Vaters abgeschlossen.
Das ist eben der große und so schöne Vorteil am Wwoofen. Natürlich kannst du kein Geld ansparen, im Vergleich zu bezahlter Arbeit. Doch du lernst so viele Neuseeländer kennen (die du ja im Hostel nicht treffen würdest) und wirst unglaublich stark in das Familienleben integriert, dass du schon nach wenigen Tagen das Gefühl hast, ein Mitglied der Familie zu sein. Leider waren die Wwoofingzeiten bei all den Familien viel zu kurz, doch wenn du viel sehen willst, hast du eben pro Ort nicht allzu viel Zeit. Und zwei Wochen sind für Kaikoura absolut ausreichend, soviel gibts dann doch nicht in diesem Ort. Wenn auch ein wunderschöner Ort. Eigentlich perfekt um sich zur Ruhe zu setzen. Aber naja, soweit bin ich ja noch nicht 😀
Eine Sache gibts dann aber doch noch in Kaikoura, von der ich bisher fast noch nichts erzählt habe, weil auch noch nicht allzu viel bisher dazu passiert ist. Nämlich die Gemeinschaft der Maori. Samstag Abend hatte ich dann mal die Gelegenheit, die maorischen Freunde der Mutter kennenzulernen, die waren nämlich eingeladen und es wurde ein lustiger Samstagabend.
Doch so richtig erfuhr ich die maorische Kultur dann am Sonntag (31.05.). In der maorischen Gemeinde (oder eigentlich eher Stamm, aber organisatorisch gesehen kann man es wohl ganz gut mit einer Gemeinde vergleichen) gab es eine Re-Hochzeit.
Also das Oberhaupt hat seine Frau nach 30Jahren Ehe erneut gefragt, ob sie seine Frau werden will. Sie wusste von dem Ganzen nichts, war ne ziemliche Überraschung. Und wie bei Hochzeiten üblich waren viele Gäste da und es gab ein leckeres Festessen. Ich glaube nur wenige Work-and-Travel-Reisende haben in ihrer Zeit des Reisens ein richtiges Festessen gegessen. Muss ganz ehrlich sagen, in vielen Punkten, wie den Wwooffamilien, hab ich einfach unglaubliches Glück (Max und Christopher zum Beipiel waren eine Woche bei einem Typen wwoofen, der wohl nicht zu empfehlen war).
Und im Gegensatz zu der ersten Maorierfahrung (erste Berührung mit der Maori-Kultur), war dies hier null touristisch, ich war ja auch so ungefähr der Einzige, der nicht zum Stamm gehörte. Also mal die Maoris von ihrer familiären und privaten Seite gesehen. Natürlich ist es dadurch nicht so traditionell, also mit der Kleidung und so. Maoris sind halt auch moderne Menschen 😉 Aber richtig cool 🙂











Ach für alle die sich fragen, warum die viele der Maoris normale weiße Hautfarbe haben, das liegt an der dominanten Stärke des weißen „Gens“, sodass zum Beispiel Manaia und Ashar trotz ihrer maorisch aussehenden Mutter kein maorisches Aussehen haben, weil der Vater kein Maori sonder ein Weißer ist.
Maorisch aussehen heißt übrigens braune/dunkelkaramellfarbene Hautfarbe mit einem breiten Gesicht und breiter Nase. Kann man in der Regel sehr deutlich von einem „normal“-Weißen unterscheiden.
Dann haben wir in dem Wharenui übernachtet, wieder alle zusammen. Echt ne coole Sache.
Übrigens durfte ich am Anfang das Gebäude gar nicht betreten, sondern musste auf die Erlaubnis des „Häuptlings“ warten, bis ich eintreten durfte. In vielen Punkten eben doch immer noch sehr traditionell.


Das Ganze fand übrigens im Maori-„Dorf“ statt, dem sogenannten Marae, könnt ihr euch wie ein Gemeindezentrum mitten in der Stadt vorstellen. Mit ein bisschen Park und Wiesen und Gärten und so drumrum.
Wer jetzt scharf mitgedacht hat und sich wundert, wie denn alle arbeitstätigen Menschen Sonntag Abend ein Fest feiern können und dann auch noch da übernachten. Am Montag war Feiertag. Es war nämlich der Geburtstag der Queen. Der ist immer am ersten Montag im Juni. Komisch, normalerweise haben die Leute doch an einem festen Datum Geburtstag oder nicht? Vielleicht sollte ich meinen Geburtstag auch auf den zweiten Samstag im September legen, dann hab ich immer Samstags Geburtstag, das hätte auch was 😀
Dann ging auch schon meine Zeit in Kaikoura zu Ende. Ich habe die folgenden Tage noch den Strand, das Meer und die Berge genoßen, die ich ja so wohl nicht so schnell wiedersehen werde.


Außerdem kam am Dienstag der Christopher nach Kaikoura, mit dem ich mich dann auch getroffen habe und mit dem ich dann am Mittwochmorgen den Straybus nach Norden genommen habe. Für mich war die Fahrt jedoch nach wenigen Stunden bereits vorbei, als wir einen Zwischenstopp in Blenheim machten, wo ich Lea besuchte und mich intensiv auf meine Wanderung vorbereite. Zur Wanderung kommt dann der nächste Artikel.
Bis dahin haltet die Ohren steif,
ich hoffe ihr seid nicht allzu erschöpft vom Lesen 😀 ,
alles Liebe,
euer Arvid
Kilian
In England bzw. USA ist es ueblich statt nur „Hi“, „Hi how are you“ zu sagen. Meinst du das mit dem „wie geht es dir“-fragen? Hatte mich da mal mit beschäftigt weil es in englischen Serien sooft vorkam und im Grunde erwarten die keine Antwort, sondern es ist das deutsche Hallo. So jedenfalls mein Stand 🙂
Arvid
Ja kilian genau das meinte ich 🙂