Die Arbeit ruft

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Nachdem am Donnerstag letzte Woche unser Roadtrip zu Ende war, stand nun Arbeit auf dem Programm. Dafür haben wir noch am Donnerstag den Bank Account bei der neuseeländischen Bank ASB eröffnet und unsere Steuernummer in Erfahrung gebracht. Am Freitag haben wir uns dann von Christopher und Rica getrennt, die jeweils bereits einen Wwoof-Host gefunden hatten.
Kurz zur Erklärung von Wwoof: Ausgeschrieben heißt es „World-Wide Opportunities on Organic Farms“, oder in Deutsch „Weltweite Möglichkeiten auf Biobauernhöfen“. Heißt also, dass Biobaunerhöfe bzw. Familien, die sowas in die Richtung betreiben, Menschen aufnehmen, die sowohl mit arbeiten, als auch auf dem Hof oder in dem Haus mitleben.
Beim wwoofen wird der Lohn für die Arbeit also nicht in Form von Geld, sondern in Form von Leistungen erbracht, diese umfassen für gewöhnlich Unterkunft, Essen und allgemein das Mitnutzen des Haushaltes des Arbeitgebers. Die Arbeitszeit ist dafür nicht ganz so lang wie beim Arbeiten für Geld.
Der Nachteil des wwoofens ist natürlich, dass du kein Geld ansparen kannst. Du gibst zwar auch keines aus, aber du hast danach eben auch nicht mehr Geld. Der große Vorteil ist allerdings, dass es unglaublich viele Farmen und Bauernfamilien gibt, die diesen Dienst anbieten. Ist ja auch irgendwie billiger, für eine Person mehr zu kochen und ein Bett bereitzustellen, als jemanden einen Stundenlohn zu bezahlen. Im Normalfall beträgt die Arbeitszeit übrigens etwa 5 Stunden, bei manchen auch nur 4 und bei manchen sogar 6, aber im Schnitt muss man mit 5 Stunden rechnen. Da die Anzahl an Wwoof-Angeboten so groß ist, haben wir für die ersten Wochen auch das Wwoofen angepeilt. Dafür haben wir uns bei etwa 20 Leuten schriftlich vorgestellt. Leider haben davon nur wenige geantwortet, was die weitere Planung etwas schwierig gemacht hat. Denn wenn von 20 Leuten 15 absagen, dann kann man sich schonmal nach anderen umschauen, während man auf die anderen 5 wartet. Wenn aber nur 5 antworten, dann ist man sich unsicher, ob man nicht lieber erst noch auf die anderen 15 warten sollte. Auf jeden Fall haben wir dann am Samstag nochmals ziemlich viele Leute angeschrieben, in der Hoffnung, uns würde jemand so kurzfristig nehmen (Wir wollten am Dienstag, also nach dem Feiertag am Montag, anfangen). Und tatsächlich haben sich nun einige positiv gemeldet, sodass wir uns am Sonntag mit einer Familie einig waren.
Nachdem wir dann am Sonntag (26.10.) noch auf dem Mount Eden waren, ein Vulkan mitten in Auckland, und am darauffolgenden Feiertag einfach mal nix gemacht haben (obwohl doch, wir haben für eine Nacht ein anderes Hostel bezogen und sind mit unseren Sachen umgezogen, etwa 30 Meter die Straße hoch. Hört sich einfach an, kann aber bei gefühlten 100 Höhenmetern ziemlich anstrengend sein. Auf jeden Fall die steilste Straße, die ich je gesehen habe.), standen wir am Dienstag Morgen pünktlich vor dem Hostel und wurden von den ersten Wwoof-Eltern abgeholt.

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Aucklands grüne Seite
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Auckland bei Nacht. Blick vom Mt. Eden

Bei den Wwoof-Eltern handelt es sich um Amanda und Brent, mit den zwei süßen Kindern Zara(4) und Oscar(2).
Die Eltern haben einige Gewächshäuser, wo sie Tomaten und andere Sachen anbauen. Das Grundstück liegt westlich von Auckland ziemlich zentral im Nix, dafür ist es ein ziemlich großes Haus, sodass hier neben den vier Familienmitgliedern noch locker 5 Gäste unterkommen. Neben uns beiden sind gerade noch 3 andere Wwoofer (wobei zwei davon streng genommen Wwooferinnen sind) hier, die auch aus Deutschland kommen.
Das ist hier, zumindest in der Gegend von Auckland, sowieso ziemlich auffällig. Wenn du jemanden triffst, der auch aus dem Ausland für ein Jahr hier ist, dann hast du mit sehr, sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen 18- oder 19-jährigen Deutschen vor dir. Das trifft nicht nur auf die drei hier im Haus zu, sondern zum Beispiel in der vorletzten Nacht in Auckland, da haben wir in einem 6-Bett Zimmer geschlafen und es waren alles junge Deutsche, bis auf einen Schweizer 🙂 .
Aber naja, man spricht am Tisch oder wenn einer aus der Familie da ist, auch untereinander Englisch, nur wenn man alleine ist, ist es irgendwie komisch, da spricht man dann doch Deutsch.
Nach dem Wochenende soll jemand aus Frankreich kommen, dann wird sich da ja mal was ändern.
Ansonsten sind die alle super nett und freundlich. Wir haben unser eigenes Zimmer mit Bad und einem fetten Queensizebett (jedes Hostel würde davon träumen). Wie gesagt ist es ein großes Haus, mit großer Küche, Wohnzimmer mit riesigem Fernseher, einer Fersehlounge im zweiten Stock (leider nimmt der Fernseher unsere Filme nicht an, aber die Eltern haben hier selber eine große Auswahl an Filmen auf der Festplatte 😉 ), Balkon, Terrasse, Pool (mit Salzwasser und beheizt, also Thermefeeling 🙂 ) und Trampolin 🙂 .

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Blick vom Grundstück aufs Haus, mit Kühen 🙂
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Blick vom Haus über den Pool aufs Grundstück
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etwas weiter hinten: die Gewächshäuser

Der Tag sieht normalerweise wie folgt aus (sind zwar erst ein paar Tage hier, aber so scheint das hier der geregelte Ablauf zu sein).
Um 7.30 Uhr klingelt der Wecker (ich weiß, da sitzen manche von euch schon in der Schule), dann gibts Frühstück und um 8.30 Uhr gehts ran an die Arbeit im Gewächshaus. Also zum Beispiel Blumenerde rumtragen, einpflanzen oder putzen (das durfte ich die ersten drei Tage machen, mit einem Wasserschlauf in der Hand rumrennen und alles wegpusten was nach Dreck aussah 😀 ).
Dann gibts nach 2h erstmal direkt ne Pause mit Kaffee oder Tee. Dann wieder 2h arbeiten bis es Lunch gibt (ihr seht, man ist eigentlich gerade erst drin in der Arbeit, da gibts auch schon die nächste Pause), dann nochmal 1-2h arbeiten. Normalerweise etwa 5h am Tag, also eine gemütliche 35 Stunden Woche 🙂 . Dann haben wir ungefähr ab 14.30 Uhr frei.
Abends gibts dann was Gekochtes. Und das kann sich hier echt sehen lassen. Da Amanda professionelle Köchin ist, ist hier jedes Essen mindestens auf Restaurantniveau. Ich weiß zwar meistens nicht was es ist, aber es schmeckt immer super 🙂 Und es ist viel Fleisch drin, also wirklich nix für Vegetarier.
Wir haben es hier also für die nächsten 2-3 Wochen echt gut erwischt und bekommen für unsere Arbeit echt gutes Essen und haben eine tolle Unterkunft.
Nach dieser Zeit hat sich schon eine andere Wwoof-Familie bei uns angemeldet, aber dazu mehr wenn es soweit ist.

Noch was zum Frühstück (oh man, ich glaube das wird hier der längste Artikel denn ich je geschrieben habe 😀 ).
Am ersten Tag komme ich zum Frühstück und was steht da als erste Marmelade bereit? Orangenmarmelade 😀 (ein kleiner Insider für meine Family). Begnüge mich selbst lieber mit Aprikose und Erdbeere.
Neben den Marmeladen gibt es noch was anderes, was die Neuseeländer lieben: Marmite. Sieht aus wie Nutella, sodass ich natürlich mal kosten wollte. Hat etwa zwei Bissen gedauert, bis mir übel wurde. Stellt euch vor, jemand isst Lakritze, gemischt mit alten (seeehr alten!) Autoreifen, würgt das Ganze dann wieder hoch und füllt es in ein Glas: Marmite.
Riecht auch genauso übel wie es schmeckt. Aber ok, jeder was er mag 🙂 .

Achso an dieser Stelle fallen mir noch zwei Sachen ein, die mir in den letzten 2-3 Wochen aufgefallen sind, seit ich hier bin. Zum einen hat sich herrausgestellt, dass mein Schlafsack und vor allem meine Stirnlampe eine grandiose Anschaffung waren. Beides war vor allem beim Roadtrip Gold wert, aber auch im Hostel ist die Lampe fast unersetzlich (weil normale Lampen abends zu hell sind, wenn andere schlafen, oder zu dunkel, wenn man was dringendes sucht). Also für alle die auch mal ins Ausland wollen: Schafft euch auch solch eine Lampe an, bei der ihr zwischen rotem und weißem Licht und zwischen einzelnen Helligkeitsstufen umschalten könnt. Oder nehmt es in Kauf, dass ihr abends eure Mitmenschen nervt 😉 .

Und als zweites muss ich euch noch von den Wasserflaschen hier in Neuseeland berichten. Deutsche Wasserflaschen haben im Flaschenhals Luft. Da mag man sich drüber aufregen, weil der Platz nicht optimal genutzt wurde und man theoretisch hätte die Flasche kleiner und damit marterialsparender produzieren können und soweiter und soweiter. Aber das Ganze hat eben einen praktischen Vorteil, denn man erst erkennt, wenn er fehlt. Wenn du die Flasche öffnest und dann anheben möchtest, dann verformst du durch den Druck die Flasche und das Wasser steigt in den Flaschenhals.
Du kannst also draus trinken, ohne das dir das Wasser überläuft. Nun, hier gibts das nicht. Wenn du die Flasche öffnest, dann ist sie bis oben voll und wenn ich sage bis oben, dann meine ich bis an den obersten Rand. Es ist nun unmöglich, die Plastikflasche in der Mitte mit der Hand anzuheben, ohne das dir beim ersten Druck das Wasser überläuft. Eigentlich nicht sehr clever.
Hilft nur: erst Mund ansetzen, dann anheben. Aber es braucht mindestens 2 nasse Hosen, bis man es sich merkt 😉 .

So das war jetzt mal ein langer Artikel, ich hoffe ihr seit in der Zwischenzeit nicht eingeschlafen 😀 .

Liebe Grüße von eurem Arvid

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gefunden 😀

 

PS: Nach dem Schreiben des Artikels gab es Abendessen: Nachos überbacken mit Chilli con Carne. Mehr muss man eigentlich nicht sagen 😀

4 Antworten

  1. Ricaaa

    Boooah, ihr habts ja echt gut erwischt!!
    Übrigens hab ich jetzt ne Alternative zu Nudeln gefunden: Baked Beans mit Ei, das gabs hier jetzt schon 3mal 😀
    Grüße auch an Max 😉

  2. Stephan

    Großartig, dass Du und Hannah und so viele mehr in der Familie das Welterkunden, das Ugali- und Autoreifenessen für uns übernehmt. Wir sind gern in der mitlesenden Form dabei- ersetzt momentan echt ein Stück das sonstige Vorlesen oder Fernsehen, weil live und obendrein spannend zu lesen.
    Außerdem kennt man die Hauptdarsteller.
    Die Farm sieht mit Pool und Dreisterneköchin echt wie eine gute Roadtrippverlängerung aus. Viel Freude bei Allem!

  3. Hannah Aegerter

    Haha Orangenmarmelade klingt doch lecker und erstmal die Autoreifen! 😀
    Aber wow was für ein Haus, was ihr da bewohnt. Ist es wenigstens warm genug, dass ihr den Pool benutzen könnt? 🙂
    Wenn nicht, schick ihn mal rüber.
    Die Gartenarbeit erinnert mich sehr an mein Zuhause hier. Genieß diese Erfahrung !
    sei gedrückt aus Kenia Bruderherz :*

    • Arvid Aegerter

      den Pool haben wir noch nicht ausprobiert. Das Wasser ist doch etwas kalt und die Heizung wurde noch nicht angeschmissen. Die Gartenarbeit ist allerdings wohl nicht mit deiner zu vergleichen. Denn bei euch werden die Wiesen wohl nicht mit moderner Technik gemäht 😛 und auch sonst ist hier vieles technisiert. Da ist vieles sehr spannend, aber auch nicht allzu anspruchsvoll 🙂